Der Interpannonische Concertverein hat regelmäßig die großen Schöpfungen Ludwig van Beethovens, die 9. Sinfonie mit Schillers „Ode an die Freude“ im Rahmen seiner Silvesterkonzerte, die „Missa Solemnis“ , das Violinkonzert D-Dur, Klavierkonzerte und Sinfonien und auch den „Fidelio“ auf dem Programm. Die Konzerte des heurigen Jubiläumsjahres bieten vor allem bedeutende Werke des 30- 40 jährigen Beethoven an.
Unsere Vereinsensembles musizieren gemeinsam mit internationalen Solisten am 1. Juni im Kunsthaus Weiz und am 2. Juni im Grazer Congress – Stefaniensaal die Werke von Beethoven , die 1807 in einem Subskriptionskonzert im Palais Lobkowitz in Wien erstaufgeführt wurden: die „Coriolan“-Ouvertüre , das Klavierkonzert Nr. 4 in G- Dur und die Messe in C-Dur.
Bei beiden Konzerten wird der bekannte Schauspieler Johannes Silberschneider das sogenannte „Heiligenstädter Testament“ lesen, das Beethoven 1802 geschrieben hat und in dem der 32 jährige beabsichtigte, seinen beiden Brüdern den Verlust des Gehörs und die dadurch verursachte Vereinsamung anzuvertrauen.
Besonderheiten des jungen Beethoven stehen auf dem Programm des Chor-Orchesterkonzertes am 3.Juni im Großen Grazer Kammersaal. Beethoven erlebte am Übergang vom 18. zum 19. Jahrhundert die scharfen politischen Konflikte. Auch seine Musik aus dieser Zeit enthält den Widerstreit menschlicher Gefühle in hochdramatischer, musikalischer Textausdeutung. Ein besonderes Beispiel dafür ist die ausdrucksstarke Szene und Arie für Sopran und Orchester „Ah perfido“ , die 1796 in der frühesten uns bekannten Aufführung des jungen Beethoven in Leipzig erklang. Weiters stehen die gefühlsvollen Romanzen in G-Dur und F-Dur aus dem Jahre 1801/02, über deren Entstehung und Aufführung wenig bekannt ist, und die wirkungsvolle „Fantasie für Klavier, Chor und Orchester“ auf dem Programm, die Beethoven als festliches Schlussstück für seine Akademie im Theater an der Wien 1808 geschrieben hat. In Bewunderung Johann Wolfgang von Goethes vertonte Beethoven einfühlsam Werke des „Dichterfürsten“. Besondere Bedeutung hat neben den Liedern für eine Solostimme die Chor-Ode „Meeres Stille und Glückliche Fahrt“, die Beethoven um 1815 komponiert hat. Das Werk veranschaulicht den Gegensatz der lastenden Schwere des regungslos ruhenden Meeres und des aufkommenden Windes, der dem Schiffer die ersehnte Fahrt ermöglicht. Die meisterhafte Ballettmusik „Die Geschöpfe des Prometheus“ erklang erstmals im März 1801. Prometheus, der Feuerspender und Lichtbringer der Menschheit, hatte zu Beginn des 19.Jahrhunderts große Bedeutung. Er war ebenso wie Napoleon ein Idol der Aufklärung und des Idealismus. Das Prometheus -Thema im Finale des Werkes hat Beethoven auch in seiner 3. Sinfonie, der „Eroica“, Peter Ustinov schrieb zum „Prometheus“ einen humorvollenText , den Johannes Silberschneider zu den einzelnen Teilen der Ballettmusik vortragen wird.
Diese großartigen Werke des 30-40jährigen Ludwig van Beethoven sollen zum Jubiläumsjahr ein besonderes Angebot an alle Beethovenfreunde sein.
Alois J. Hochstrasser